Die
Oberbürgermeisterkandidatin der Kölner Grünen zur Heugel-Affäre.
Frau Lütkes,
wieviel Gewinn haben Sie mit ihren Felten & Guilleaume-Aktien
gemacht?
Anne Lütkes: Ach,
ich habe gar keine!
Wie? Sie
haben keine?
Anne Lütkes: Ich
bin da wohl falsch beraten worden.
Können Sie
nicht so gut wie Herr Heugel zwischen Ihrer Dienst- und Privatsphäre
unterscheiden? Oder fehlt Ihnen einfach das richtige Insiderwissen?
Anne Lütkes: Beides.
Finden Sie
es denn nicht faszinierend, wie akkurat Heugel zwischen sich als
"Privatmann" und sich als "Dienstmann" zu
unterscheiden vermag?
Anne Lütkes: Er
leidet da wohl an einer Bewußtseinsspaltung.
Könnte denn
die Affäre um die Felten & Guilleaume-Aktien nicht auch ein
geschicktes Wahlkampfmanöver der SPD sein? Ihr SPD-Gegenkandidat hat
doch dadurch seine Geschäftstüchtigkeit eindrucksvoll bewiesen. Ist
das nicht eine wichtige Qualifikation für das Oberbürgermeisteramt
gerade in Köln?
Anne Lütkes: Die
Frage der wirtschaftlichen Betätigung der Gemeinden ist ja in
Nordrhein-Westfalen sehr umstritten. Wir Kölner Grünen meinen, daß
die wirtschaftliche Betätigung der Gemeinden etwas Positives für das
Gemeinwohl ist. Aber Herr Heugel hat ja sehr deutlich gemacht, daß
sein Handeln nicht dem Interesse der Stadt diente, sondern seinem persönlichen,
indem er sein Privatvermögen vermehrte. Insofern dient das nicht dem
wirtschaftlichen Wohl der Gemeinde. Der Mann hat der Stadt damit
keinen guten Dienst erwiesen.
Aber weist
ihn diese Affäre nicht zumindest als perfekten Kenner des Kölschen
Klüngels aus?
Anne Lütkes: Offenbar
funktionierte der Klüngel doch nicht so, wie er es sich gedacht
hatte. Denn irgendwer aus diesem Kontext muß wohl geplaudert haben.
Sonst wäre die Geschichte ja gar nicht an die Öffentlichkeit
gekommen.
Sie können
sich freuen. Ihre Aktien dürften jetzt steigen.
Anne Lütkes: Ich
werde nach wie vor meine Positionen klar vertreten. Die Geschichte ist
für meine Wahlchancen natürlich sehr gut. Aber für die politische
Moral ist das ein Unding. Schadenfreude ist daher nicht angesagt. Und
lustig finde ich das auch nicht.
Sie kennen
Ihren Ratskollegen Heugel doch schon sehr lang. Hatten Sie etwas
anderes von ihm erwartet?
Anne Lütkes: Die
Verwendung von Primärinsiderwissen ist eigentlich derartig
unmoralisch, daß ich ein solches Verhalten von Herrn Heugel nicht
erwartet habe. Nun zählt es hoffentlich nicht länger zum
Insiderwissen, daß unsere Kritik am Kölschen Klüngel mehr als
gerechtfertigt ist und daß sich da einiges ändern muß.
Herr Heugel
lag in manchen Umfragen sehr knapp vor dem CDU-Kandidaten Harry Blum,
in manchen sogar gleichauf ...
Anne Lütkes: Nach
der neuesten Umfrage liegen die beiden bei jeweils fünfundzwanzig
Prozent, ich bei fünfzehn.
... nun wird
Herr Heugel womöglich zum Outsider, und Sie haben ungeahnte Chancen
in die Stichwahl gegen Blum zu kommen ...
Anne Lütkes: Das
wäre doch klasse!
Was meinen
Sie, wie sich die KölnSPD dann verhalten wird? Wird sie dann so reumütig
sein und Sie unterstützen?
Anne Lütkes: Die
SPD hat dann ein Problem. Eigentlich hat sie es jetzt schon. Die SPD
muß sich klar äußern. Ob sie das schafft, wage ich zu bezweifeln.
Dafür kenne ich sie zu lange.
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